Die DB Netz AG plant die Erneuerung der Überführung Hermann-Fortmann-Straße ab 2022. Anwohner müssen mit Lärm rechnen, Verkehrsteilnehmer mit Behinderungen und Bahnfahrer mit Einschränkungen.
Es ist das größte Verkehrsbauvorhaben in Bremen-Nord seit der Erneuerung der Burger Brücke: Die DB Netz AG plant den Neubau der Eisenbahnüberführung an der Hermann-Fortmann-Straße. Etwa drei Jahre, so die Rechnung des Eisenbahninfrastrukturunternehmens, werden die Arbeiten dauern. Anwohner müssen mit Lärm rechnen, Verkehrsteilnehmer mit Behinderungen und Bahnfahrer mit Einschränkungen. Nach Angaben einer Bahnsprecherin beginnen die Bauarbeiten an der Brücke voraussichtlich im März 2022, der Start für die Bauvorbereitung ist nach heutigem Stand auf September 2021 terminiert.
Die Eisenbahnüberführung ist seit 1919 in Betrieb. Entsprechend marode ist das über hundert Jahre alte Bauwerk. Es ist in einem derart schlechten Zustand, dass eine Reparatur nicht mehr möglich ist, wie aus einem Bericht der DB Netz AG hervorgeht. Bei der jüngsten regulären Begutachtung der Brücke seien starke Abrostungen am Überbau und Beschädigungen der Niete festgestellt worden. Die Überführung habe „ihre Restlebensdauer erreicht“, heißt es in dem Bericht. Aufgrund eines Schweißverbots an der genieteten Konstruktion sei eine wirtschaftliche Instandsetzung der Überbauten nicht möglich. Also wird die alte Brücke vollständig abgerissen und eine neue gebaut.
Geplant ist eine Stahlbrücke mit massiven Widerlagern. Die lichte Höhe wird mit 4,07 Metern und die lichte Weite mit 9,95 Metern im Vergleich zum jetzigen Bauwerk nicht verändert. Die Durchfahrtshöhe für den Kraftfahrzeugverkehr wird dementsprechend auch künftig auf 3,80 Meter beschränkt sein. Der Abriss und der Neubau der Eisenbahnüberführung ist ein Großprojekt, das unter anderem Arbeiten an den Oberleitungen, eine vorübergehende Absenkung des Grundwasserspiegels, die Verlegung von Leitungen sowie die Aufstellung einer Bohrpfahlwand zur Sicherung der Baugrube zwischen Brücke und Toom-Baumarkt notwendig macht.
Während der Erneuerung der Eisenbahnüberführung soll der Eisenbahnbetrieb aufrechterhalten werden. „Wir planen den Einbau von Hilfsbrücken, um die Ausfälle und Einschränkungen so gering wie möglich zu halten. Trotzdem wird es während der Bauarbeiten sicherlich zur Beeinträchtigung des Bahnverkehrs kommen. Die genauen Einschränkungen werden wir dann vor Beginn der Bauarbeiten kommunizieren“, teilt die Bahnsprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion mit.
Bauzeit von drei Jahren
Bevor der Brückenabriss beginnt, stehen zunächst Arbeiten im Straßenbereich an, die etwa sechs bis acht Monate dauern sollen. Parallel dazu plant die DB Netz AG vorbereitende Oberleitungs- und Signalarbeiten. Die Bauarbeiten zur Erneuerung der Eisenbahnüberführung umfassen grob den Einbau der Hilfsbrückenketten sowie den Ausbau und Einbau der neuen Überbauten. Diese werden im Werk vorgefertigt, zur Baustelle transportiert und dann mit einem Autokran eingehoben. Für den Bau der Eisenbahnüberführung sind circa zwei Jahre angesetzt, hinzu kommen Vor- und Nacharbeiten, darunter Leitungsverlegungen, sodass mit einer Gesamt-Bauzeit von drei Jahren gerechnet wird.
Unangenehme Auswirkungen werden die Arbeiten auf die Anwohner, unter anderem der Hermann-Fortmann-Straße, der Vegesacker Heerstraße und des Kücksbergs, haben. „Während der Bauphase sind wesentliche Beeinträchtigungen der Wohnqualität durch die Lärm- und Staubentwicklung der Baumaschinen und Lastkraftwagen sowie Erschütterungen durch Rammarbeiten zu erwarten“, heißt es in dem Bericht. Offenbar soll nicht nur tagsüber gearbeitet werden, sondern zum Teil auch nachts. In einer sogenannten Schall- und erschütterungstechnischen Untersuchung, die erstellt worden ist, heißt es: „Die Bautätigkeiten sind mit einer durchschnittlichen täglichen Arbeitszeit tagsüber (7 bis 20 Uhr) von mehr als acht Stunden und nachts (20 bis 6 Uhr) mit einer durchschnittlichen Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden angesetzt.“
Um den Lärm möglichst erträglich zu halten, sei der Einsatz von geräuscharmen Bauverfahren und lärmgedämpften Baumaschinen geplant. Zum Einsatz kommen unter anderem Lkw, Minibagger, Radlader, Zweiwegebagger, Presslufthammer mit Meißel, ein Mobilkran und eine Vibrationsramme. Laut dem Gutachten werden die „Zumutbarkeitsschwellen für Lärmbelastungen“, das sind 70 dB (A), also Dezibel, tagsüber und 60 dB (A) in der Nacht, „nur in Einzelfällen kurzfristig während der zweiten Bauphase“ überschritten. Arbeiter und Maschinenführer sollen instruiert werden. Darüber hinaus werde den betroffenen Anwohnern ein Baulärmbeauftragter als Ansprechpartner genannt, an den sie sich wenden können.
Große Auswirkungen auf den Verkehr
Auch auf den Verkehr wird sich das Bauvorhaben erheblich auswirken. Die Hermann-Fortmann-Straße wird im Norden für Fahrzeuge, für Radfahrer und Fußgänger gesperrt. Gleichzeitig ist die Ausfahrt aus dem Kücksberg auf die Hermann-Fortmann-Straße nicht mehr möglich, der Kücksberg wird zur Sackgasse. Sämtliche Fahrzeuge, darunter auch die auf der Hermann-Fortmann-Straße verkehrenden Buslinien 90, 91, 92 und die N7 müssen während der gesamten Bauzeit umgeleitet werden. In einer Verkehrsuntersuchung, die von der DB Netz AG beauftragt wurde, wird vorgeschlagen, den Verkehr von der Anschlussstelle Bremen Vegesack-Hafen in Richtung Uhthoffstraße/Zur Vegesacker Fähre umzuleiten.
Zu den Kosten für das Bauvorhaben wollte die Bahnsprecherin sich nicht äußern. Zur Begründung teilte sie mit, dass die Ausschreibung und Vergabe der Arbeiten aktuell noch ausstehen.
Weitere Informationen
Die Pläne für den Neubau der Eisenbahnüberführung Hermann-Fortmann-Straße sind Thema in der öffentlichen Sitzung des Beirats Vegesack. Sie findet am Montag, 17. Februar, um 18.30 Uhr im Sitzungssaal des Ortsamtes, Gerhard-Rohlfs-Straße 62 (erste Etage), statt.