Es sollte das Jahrhundertspiel werden – und das wurde es ! Pizarro mit Doppelpack !
Bereits nach der Auslosung zur 1. Hauptrunde stand fest: das ist ein Hammerlos. Gut, nüchtern betrachtet war klar, Werder wird dieses Spiel haushoch gewinnen, aber für unsere Region hier bedeutete es sehr viel mehr. Als dann auch noch klar war, das der DFB seine Zustimmung gibt, das Spiel im „wohninvest Weserstadion“ auszutragen, wurde die Freude immer grösser.
SV Atlas Delmenhorst gegen SV Werder Bremen, Amateure gegen Profis, Werder-Fans gegen ihre Idole, ein Werder-Trainer, der in Delmenhorst gr0ß geworden und selber beim Stadtrivalen „Jahn Delmenhorst“ im Tor gespielt hat. Der SV Werder zu Gast bei Freunden in seinem eigenen Stadion. Das war nun die Wahrheit und die sollte von den Verantwortlichen „vom Platz“ auf die Ränge übertragen werden. Und ganz „Fußballeutschland“ weiß seit letztem Samstag: es hat geklappt.
Es war von Beginn an eine super Stimmung im mit 41.500 Zuschauern ausverkauften „wohninvest Weserstadion“. Wer regelmäßig zu den Heimspielen des SV Werder Bremen geht, stellte schnell fest, dass auch bei diesem „Auswärtsspiel“ fast alles wie gewohnt ablief. Nur die Auswahl der Vereinshymnen vor Spielbeginn war anders. Der SV Atlas Delmenhorst als Ausrichter seines Heimspiels, bekam sehr viel Hilfe von Werder und der Stadionbetreiber-Gesellschaft, um dieses besondere Event in der Vereinsgeschichte zu stemmen.
Zum sportlichen: trotz des großen Klassenunterschiedes nahm die Mannschaft um Trainer Florian Kohfeldt das Spiel und die Vorbereitung sehr ernst. Es galt, einen Gegner zu bezwingen, der sich hauptsächlich um den eigenen Strafraum positionieren wird und selber auf Konter lauert. Wie beim Handball spielten sich die Profis in der Hälfte von Atlas den Ball hin und her, immer auf der Suche nach einer Lücke im Abwehrriegel der Delmenhorster. In der 10. Minute war dann der Riegel geknackt. Moisander hatte mit einem langen Ball auf die rechte Seite Gebre Selassie geschickt, der den Ball direkt wieder in die Mitte vor das Tor gab, wo Osako völlig freistehend ihn nur noch im Tor unterbringen musste. In der 19. Minute war es dann Moisander selbst, der in bester Abstaubermanier nach einer Ecke zum 2:0 für Werder am langen Pfosten einschob. Ab jetzt wurde auf den Rängen nur noch über die Höhe des Sieges diskutiert.
Dann kam in der 30. Minute der ganz große Moment für Atlas Delmenhorst: ein Ballverlust im Mittelfeld von Werder sorgte für einen schnellen Konter, bei dem am Ende Tom Schmidt halblinks stand und mit einem satten Rechtsschuß von der Strafrraumgrenze ins kurze Eck Pavlenka keine Chance ließ. Der Jubel in der Mannschaft und im Stadion war grenzenlos. Der „David“ hatte dem „Goliath“ einen eingeschenkt. Das Ziel von Atlas-Trainer Key Riebau war dadurch früh erreicht. Danach wurde sich wieder auf die Defensive konzentriert.
Der SV Werder ließ sich dadurch nicht beirren und erhöhte noch vor der Pause durch Tore von Rashica, nach schönem Pass per Lupfer von Christian Gross, und Klaassen, nach tollem Solo, zum 4:1 Halbzeitstand.
Nach der Pause machte sich der SV Atlas auf, den Wunsch der Vereinsführung, einen Eckball zu bekommen, zu erfüllen. Werder schaltete zwei Gänge zurück und so kam es, das tatsächlich eine Serie von vier Ecken in Folge in den Strafraum der Bremer segelte, die aber keinerlei Gefahr brachte. Danach plätscherte das Spiel so dahin, Werder verwaltete das Ergebnis und der Verfasser dieses Artikels hätte, sofern er auf der heimischen Couch gesessen hätte, wohl mal durch die TV-Kanäle durchgeschaltet.
Aber dann kamen zwei Wechsel auf Bremer Seite, die wieder für frischen Wind im Offensivspiel sorgten. Für den auffälligen Sargent kommt Füllkrug und in der 65. Minute hallen die ersten „Pizarro, Pizarro“ – Rufe durch das Stadion. Für ihn verlässt Osako den Platz. Drei Minuten nach seiner Einwechslung steht Pizarro genau dort, wo ein Stürmer stehen muss. Füllkrug setzt sich am linken Strafraumeck durch und passt quer in die Mitte vor das Tor, wo Pizarro artistisch den Ball im Tor unterbringt. Es war wieder „Leben in der Bude“ und beide Fanlager feierten einen Mann ab, der zurecht als „nicht von dieser Welt“ gilt. In der 74. Minute setzte Pizarro noch einen drauf: er nahm einen Pass auf und lief einmal am Strafraum auf und ab, die umherstehenden Spieler von Atlas hatten beste Plätze zum Zugucken gebucht und so schlenzte er den Ball mit Rechts und mit Hilfe des Innenpfosten in’s Tor zum 6:1 Endstand. Sein Jubellauf endete an der Werder-Bank, wo er, wie schon in der ersten Halbzeit Moisander, den scheidenden Zeugwart Fritz Munder umarmte. Für Fritz Munder war es das letzte Spiel für seinen heißgeliebten SV Werder. Wir wünschen Ihm für seinen Ruhestand alles Gute.
In den Schlußminuten kam Atlas noch zu einer Torchance, die Pavlenka an diesem Abend ein einziges Mal zu einer Glanzparade zwang.
Nach dem Schlußpfiff, bei einer gemeinsamen Ehrenrunde, wurde noch einmal deutlich, was dieses Spiel für unsere Region bedeutete und wie freundschaftlich gemeinsam ein toller Fussballabend gefeiert wurde. Trotz der Niederlage bleibt es das Jahrhundertspiel, das lässt sich Atlas nicht nehmen. Zu feiern gibt es immerhin einen Treffer gegen den Bundesligisten. Atlas-Präsident Manfred Engelbart: „Das Tor macht mich zum glücklichsten Menschen der Welt.“
Für Werder beginnt am 17.08. die neue Saison mit einem Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Dann werden auch wieder die richtigen Vereinshymnen gespielt.
Markus Schalthöfer
Sportredaktion
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