Im Prozess gegen zwei Geschäftsführer des Entsorgungsunternehmens Hirsch geht es um Steuerhinterziehung. Am ersten Verhandlungstag im neuen Jahr erläuterte ein Zeuge, wie die Geschäfte abgelaufen sein sollen.
Im Prozess wegen des Vorwurfs der schweren Steuerhinterziehung gegen zwei Geschäftsführer des Bremer Entsorgungsunternehmens Hirsch und einen ihrer mutmaßlichen Geschäftspartner hat am ersten Verhandlungstag im neuen Jahr ein weiterer Zeuge ausgesagt, der in den Handel involviert gewesen ist. Er ist bereits in Berlin wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt worden.
In der Hauptstadt habe der Zeuge auch den mutmaßlichen Geschäftspartner kennengelernt, der einen Autohandel hatte. Der Zeuge war bereits damals Hartz-IV-Empfänger und sammelte nebenbei Schrott – auch aus den Berliner Parkanlagen. Als gelernter Schlosser kenne er sich mit Metallen aus. Zusammen haben sie mit dem Schrotthandel begonnen, wozu der Zeuge die Fridolin Systems Limited gründete. Durch Kontakte nach Kroatien sowie Bosnien-Herzegowina sei Lkw-weise Schrott vom Balkan gekommen und an verschiedene Firmen in Deutschland verkauft worden – darunter soll auch das Unternehmen Hirsch gewesen sein.
Die Abwicklung der Lkw soll mal über den dritten Angeklagten, mal über die Firma des Zeugen gelaufen sein. Da aber Belege fehlten, soll laut Zeugen sein Geschäftspartner begonnen haben, Strohmänner anzuwerben, die fingierte Rechnungen ausstellen. „Das waren Hartz-IV-Empfänger, meist überschuldet, einige von ihnen Alkoholiker“, sagte der Zeuge. Die Umsatzsteuer, die man aus dem Verkauf des Schrotts erhielt, habe man einbehalten und unter den am Geschäft Beteiligten aufgeteilt. Ob auch einer der Hirsch-Geschäftsführer davon profitiert habe, konnte dieser Zeuge nicht sagen. Sein Handel endete, als in Berlin die Steuerfahndung aufmerksam wurde.
Wichtig für Richterin und Staatsanwalt war die Schilderung eines gemeinsamen Essens in Berlin. Laut des Zeugen sollen daran die zwei angeklagten Hirsch-Geschäftsführer teilgenommen haben – so hat er es bereits in einem Vernehmungsprotokoll von 2013 angegeben. Darin hieß es, dass sie offen darüber gesprochen haben sollen, dass es mit der Umsatzsteuerabführung nicht so ganz richtig laufe. Bei Nachfragen des Anwalts von einem der Geschäftsführer am Dienstag verwickelte sich der Zeuge allerdings in Widersprüche: „Wenn ich das so gesagt habe, wird das so gewesen sein. Das ist so lang her, ich kann mich nicht erinnern.“ Der Anwalt stellte daraufhin die Glaubwürdigkeit des früheren Vernehmungsprotokolls infrage.
Die Anwälte der zwei Hirsch-Geschäftsführer wollten sich nach dem Prozesstag nicht äußern und beteuern die Unschuld ihrer Mandanten. Der Prozess am Bremer Landgericht wird Dienstag fortgesetzt, Termine sind bis Ende Juni angesetzt.