Bundeswehrhochhaus: Der Architektenwettbewerb ist entschieden, der Baubeginn für 2021 geplant.
Bis 2007 waren die 6.700 Quadratmeter des Kolosses vor allem als Kreiswehrersatzamt, später vom Hauptzollamt und für „Tatort“-Dreharbeiten genutzt worden. Sechs der 14 Etagen richtete 2015 der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) als Übergangswohnheim für Geflüchtete her, das bis November 2018 in Betrieb war.
Im März vergangenen Jahres hat die Gewoba die 60 Meter gen Himmel strebende Immobilie erworben. Gegen den Verfall setzt sie auf eine umfassende Neugestaltung, inklusive der Tiefgarage und des Atombunkers. In ihm könnten Kellerräume für zukünftige Mieter entstehen, so Martin Paßlack, Leiter der Gewoba-Neubauabteilung.
Einzelhandel und Zwischennutzung geplant
Das Unternehmen will in dem betonmodernen Ungetüm, Jahrgang 1968, der wachsenden Hansestadtbevölkerung 126 Wohnungen bauen für 168 Menschen, darunter 110 öffentlich geförderte Ein- bis Zwei-Zimmer-Apartments. Fürs Erdgeschoss sind Einzelhandelsflächen vorgesehen, zur Falkenstraße ein begrünter öffentlicher Platz mit Café und sonstigen Vitalisierungseinrichtungen. Als Zwischennutzer ist der „Creative Hub Bremen“ derzeit im Haus aktiv.
Umbaustart soll Anfang 2021 sein. Im Zuge der anstehenden Generalsanierung ist dabei auch eine städtebauliche Ergänzung auf dem vorhandenen Grundstück des Solitärs vorgesehen. Neben weiteren Wohnungen sollen auch gewerbliche Angebote entstehen und die Betonwand zur Findorffstraße für Geschäfte mit Schaufenstern geöffnet werden.
In der zweiten Jahreshälfte 2019 wurde über einen international besetzten Realisierungswettbewerb ein Gesamtkonzept für den Bestandsbau und die Neubebauung gesucht und jetzt die Arbeit des Büros EM2N aus Zürich zum 1. Preisträger gekürt. Alle zwölf Wettbewerbsbeiträge werden bis zum 6. Februar im Foyer der Behörde für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Contrescarpe 72, in Bremen ausgestellt. Eintritt frei.
Mit neuer Fassade wieder herrichten
Das Konzept des Siegers sieht vor, das Hochhaus komplett bis aufs Tragwerk zu entkernen und mit anderer Raumaufteilung sowie neuer Fassade im alten Stil wieder herzurichten. Ende 2024 sollen die ersten Bewohner einziehen. „Insgesamt will die Gewoba 40 Millionen Euro investieren“, sagt Paßlack.
Zur Findorffstraße hin sind zwei kompakt auf Quaderformate setzende Neubauten vorgesehen mit 58 Wohneinheiten für 137 Menschen. „In dem kleineren Baukörper werden auch Wohnateliers als Maisonetten über zwei Etagen angeboten“, so Paßlack.
Noch muss nachgebessert werden
Die Jury teilt mit: „Der Charakter des Ortes wird durch die sachliche, geradlinige und unaufgeregte Gestaltung der Gebäude fortgeschrieben. Durch eine sehr geschickte Positionierung der Baukörper zueinander und die Anordnung auf einem verbindenden Sockel, der verschiedene Nutzungsangebote enthält, entsteht zwischen den Häusern ein angemessener Raum, der offen genug ist, um auch als Platz für das Quartier zu fungieren.“
Ein Problem ist bereits erkannt: „Durch die offene Bebauung besteht im Bereich der Wohnungen und Freisitze auf allen Seiten ein Lärmeintrag. Ebenso ist der Freiraum durch die Gebäude kaum vor Lärm geschützt.“ Auch in Sachen Tageslichtversorgung im Schatten des Hochhauses, Raumaufteilung und Dachbegrünung soll nachgebessert werden.