Düsseldorf –
Die riesigen Supermärkte auf der grünen Wiese kämpfen ums Überleben. Was noch in den 1980er Jahren als Erfolgsmodell galt, ist heute angesichts veränderter Kaufgewohnheiten und kleiner werdender Haushalte häufig ein Sanierungsfall.
Vorbei sind die Zeiten, als der Familieneinkauf mit dem Auto ein wöchentliches Großereignis war. Im Einkaufswagen landeten damals nicht nur Lebensmittel, sondern auch Bücher, CDs oder Sportartikel.
Metro will Real nur im Komplettpaket abgeben, hieß es im September vergangenen Jahres. Bis zum Frühjahr sollte ein neuer Eigentümer gefunden sein. Zum Verkauf stehe ein „profitables Unternehmen mit über sieben Milliarden Euro Umsatz”. Als Zugabe wartet auf den Käufer ein lukratives Paket von 65 Immobilien.
Real als Ganzes zu verkaufen, das dürfte aufgrund der Wettbewerbsvorgaben aber schwierig werden. Konkurrenten könnten es nur auf einzelne Märkte und Filialen absehen. Viele Mitarbeiter sind besorgt, bei einer Demo im vergangenen November stand auf Plakaten, Real werde „zum Schlachthof” geführt. Jetzt, ein paar Monate später, scheinen sich die Befürchtungen laut„Handelsblatt” zu bestätigen.
Real: Verkaufsgespräche stehen offenbar kurz vor einem Ergebnis
Wie die Zeitung erfuhr, ist das Verkaufsverfahren nämlich auf der Zielgeraden. Es stünden nur noch zwei Investoren zur Auswahl, heißt es. Und bei beiden könne davon ausgegangen werden, dass sie Real nach dem Kauf zerschlagen werden. Ein Metro-Sprecher wollte dies aber nicht bestätigen. „Wir sprechen mit verschiedenen ernsthaften Interessenten über den Verkauf von Real. Es sind auch in diesem fortgeschrittenen Stadium mehr als zwei“, sagte er dem „Handelsblatt”.
Bei den beiden Bietern handle es sich um die erst im September 2018 gegründete x+bricks AG und um die Redos Gruppe. Beide Bieter sollen ein Angebot in Höhe von rund 900 Millionen Euro an Metro abgegeben haben.
Wird Großteil der Real-Filialen zu Kaufland-Filialen umgebaut?
Auffällig ist, dass beide Bieter Kontakte zum Real-Konkurrenten Kaufland haben. So ist es nicht auszuschließen, dass ein Großteil der Real-Filialen zu Kaufland-Filialen umgebaut wird.
„Die Finanzierung dafür steht“, sagte Klaus Gehrig, Chef des Kaufland-Eigentümers Schwarz Treuhand. Er hat öffentlich verkündet, dass Schwarz Treuhand bereit sei, mindestens 100 Real-Standorte zu übernehmen und in das Kaufland-Netz aufzunehmen.
Zerschlagung von Real: Wer trägt die Sozialkosten?
Und was heißt das für die Arbeitnehmer? Bei einer Schließung von einer Real-Filiale fallen pro Markt Sozialkosten schätzungsweise von zwei bis 2,8 Millionen Euro an. Diese müsste Real an die entlassenen Arbeitnehmer zahlen.
Das Unternehmen hat jedoch die Möglichkeit, die Kosten juristisch zu umgehen. Der Käufer müsste die Filiale nur für längere Zeit schließen, um diese zu renovieren. Sozialkosten könnten umgangen werden, das Unternehmen würde attraktiver für Käufer werden.
Verdi-Chef Frank Bsirske sagte dazu bereits vor einiger Zeit auf einer Demo: „Euch haben sie gesagt, sie wollen das Unternehmen sanieren, dabei wollten sie nur den Verkauf vorbereiten. Was die Metro-Spitze macht, ist eine Schande.“