In Gröpelingen haben Mieter gegen das Auftreten des Wohnungsunternehmens Vonovia protestiert. Sie kritisieren vor allem steigende Nebenkosten und nicht nachvollziehbare Abrechnungen.
Rund 100 Personen kamen zu der Demonstration.
Gemeinsam ist man stärker als alleine: Davon sind die rund 100 Bewohner verschiedener Immobilien des Wohnungskonzerns Vonovia überzeugt, die am Mittwochnachmittag durch Gröpelingen gezogen sind, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Sie kritisieren unter anderem die steigenden Nebenkosten, den schlechten Service bei Reparaturen, undurchsichtige Abrechnungen oder auch die Berechnung von Leistungen, die es in Wirklichkeit nicht gebe.
Bewohner verschiedener Häuser hatten sich vor einiger Zeit auf Initiative der im vergangenen Jahr gegründeten Stadtteilgewerkschaft „Solidarisch in Gröpelingen“ zu einem Mieter-Komitee zusammengeschlossen. Bei einem ersten Treffen mit rund 80 Teilnehmern sei schnell deutlich geworden, dass viele Mieter erhebliche Probleme mit dem Konzern hätten, schildern sie. Auf eigene Faust hatten bis dahin einige von ihnen versucht, gegen jährlich steigende Betriebskosten vorzugehen und Einsicht in die Belege zu erhalten, auf denen die für sie nicht nachvollziehbaren Nebenkostenabrechnungen basieren. Allerdings vergeblich, wie eine Mieterin schildert: „Die machen mit uns, was sie wollen. Seit vier Jahren lege ich jedes Jahr Widerspruch ein, habe aber noch nie eine Antwort bekommen.“ Daraufhin hatten nun die Mieter gemeinsam Widerspruch eingelegt und dem Unternehmen eine Frist gesetzt. Bislang habe es darauf aber keine Reaktion der Vonoviagegeben, schildern sie.
Protestierende überreichen Forderungskatalog
Die Vonovia hat in Gröpelingen mehr als 4000 Wohnungen. Am Mittwoch sind Vonovia-Mieter aus verschiedenen Stadtteilen gezielt durch diejenigen Straßen im Ortsteil Gröpelingen gezogen, an denen sich besonders viele Vonovia-Wohnblöcke befinden. Mit Trillerpfeifen, Ratschen und Hupen forderten sie dabei andere Anwohner auf, sich ihrem Protest anzuschließen. Unterstützt wurden die Demonstranten von Mitgliedern der Linksfraktion im Gröpelinger Beirat und von Vertretern des Bremer Aktionsbündnisses Menschenrecht auf Wohnen.
Nach etwa einer Dreiviertelstunde hatten die gut gelaunten Demonstranten ihr Ziel – das Hausmeisterbüro der Vonovia an der Seewenjestraße – erreicht, wo sie Mitarbeitern des Unternehmens ihren Forderungskatalog überreichten. „Wir wollen Abrechnungen einsehen und Betriebskostenabrechnungen transparent machen, keine Mieterhöhungen mehr, keine Modernisierungen ohne Zustimmung der Mieter und eine Auflistung aller geplanten Modernisierungen für Gröpelingen“, erklärte dazu ein Sprecher.
Alle, die in der Vergangenheit ungefragt auf einer Baustelle leben mussten, sollten eine Entschädigung erhalten. Außerdem müssten Arbeiten in Zukunft an lokale Firmen vergeben werden. Denn es steht der Verdacht im Raum, dass das Unternehmen mit Betriebskosten gezielt Gewinne macht. „Als ich vor sechs Jahren eingezogen bin, gehörte das Haus noch der Bremischen, die einen hiesigen Betrieb mit der Gartenarbeit beauftragt hatte. Wir haben dafür 30 Euro im Jahr bezahlt. Dann kam Vonovia, die den Vertrag gekündigt und einen Subunternehmer beauftragt hat – seitdem zahlen wir das Doppelte“, erzählt dazu eine Anwohnerin.
„Wir wollen uns von der Vonovia nicht mehr rumschubsen lassen“, erklärte im Rahmen der Protestaktion ein Sprecher der Initiative, die einen Rückzug des Unternehmens von der Börse fordert: „Das Grundrecht auf Wohnen ist ein Gut, mit dem nicht spekuliert werden darf.“ Sollte die Vonovia sich innerhalb der nächsten vier Wochen nicht zu ihrem Forderungskatalog äußern, dann wollen die Demonstranten wiederkommen: „Wir haben gerade erst begonnen.“