Seit Jahren will Bauunternehmer Jan-Gerd Kröger den Blumenthaler Bahnhof umbauen. Doch sein Konzept für Wohnungen fand bisher keine Zustimmung. Jetzt gibt es einen neuen Plan.
Seit Jahren will Bauunternehmer Jan-Gerd Kröger mehr aus dem alten Blumenthaler Bahnhof machen – und seit Jahren geht es nicht voran. Das könnte sich jetzt ändern. Kröger hat seine Pläne für den historischen Backsteinbau überarbeitet. Aus einem Wohn- und Betreuungsprojekt soll nun ein reines Gewerbevorhaben werden: mit Bäckerei, Café, Arztpraxis und Sparkassen-Filiale. Der Rönnebecker Firmenchef hofft, noch in diesem Jahr mit den Arbeiten beginnen zu können. Wenn denn die Fraktionen der Baudeputation keine Einwände haben. Am Donnerstag stimmen sie über das Konzept ab.
Ursprünglich hatte Kröger mal größer gedacht. Statt allein das alte Bahnhofsgebäude umzubauen, wollte er den benachbarten Busbahnhof gleich mitgestalten. 2014 war das. Sein Vorstoß, sich als Privatinvestor an einem Großprojekt der öffentlichen Hand zu beteiligen, scheiterte jedoch. Genauso wie der Plan, in dem Altbau mehrere Appartements für Gruppen der Lebenshilfe einzurichten. Für die Vertreter der Baudeputation passten betreutes Wohnen und Gleise nicht zusammen. Seit fast elf Jahren steht das Gebäude an der Landrat-Christians-Straße und der Regio-S-Bahn-Strecke weitestgehend leer. So lange gehört es Kröger mittlerweile.
Er geht davon aus, dass seine überarbeiteten Pläne den Politikern diesmal keine Probleme bereiten werden: Im Bahnhof soll jetzt schließlich gearbeitet statt gewohnt werden. Mit den ersten Pächtern ist Kröger nach eigenem Bekunden bereits einig. Zum Beispiel mit der Bäckerei Rolf aus Ritterhude. Nach Angaben des Bauunternehmers wird sie im Bahnhof eine Filiale mit Café plus separaten Verkaufsraum betreiben. Auf einem Grundrissplan ist das Café im Altbau und der Verkaufsraum in einem Neubau nebenan geplant. Laut Kröger kommt die Bäckerei auf eine Fläche von rund 200 Quadratmetern. Ebenso wie die Arztpraxis.
Der Ankermieter, wenn man so will, ist jedoch ein anderer: die Sparkasse. Sie wird im Bahnhofskomplex mehr Platz bekommen als die übrigen Unternehmen – etwa 400 Quadratmeter. Dass die Blumenthaler Geschäftsstelle umziehen soll, ist seit Längerem bekannt. Vor anderthalb Jahren stellte Unternehmenssprecherin Nicola Oppermann zum ersten Mal einen Standortwechsel in Aussicht. Nur wohin die Filiale soll, sagte sie nicht. Wechselt die Bank zum Bahnhof, wird sich ihre Adresse nur geringfügig verändern. Die alte Filiale ist ebenfalls an der Landrat-Christians-Straße – und nur wenige Hundert Meter von der neuen Zweigstelle entfernt.
Güterschuppen werden abgerissen
Nach Krögers Plan soll vom Bahnhof nur das Hauptgebäude erhalten bleiben. Die angrenzenden Güterschuppen kommen weg. An ihrer Stelle sind mehrere zusammenhängende Neubauten vorgesehen, die nicht nur parallel zu den Gleisen stehen sollen. Von oben sieht der Komplex wie ein T aus. Der Anbau an den alten Bahnhof ist eingeschossig. Alle anderen Gebäudeteile werden zweigeschossig. Im Parterre hat Kröger die Sparkasse eingeplant und einen Trakt, der bisher noch nicht verpachtet ist. Im Obergeschoss ist Platz für bis zu drei Büros beziehungsweise Praxen. Kröger sagt, dass ein Mediziner bereits zugesagt hat und mit zwei weiteren Ärzten noch verhandelt wird.
Unterm Strich hat der Bauunternehmer nach eigener Rechnung mehr als die Hälfte der Nutzfläche inzwischen verpachtet. Drei Gewerbeflächen zwischen 225 und 250 Quadratmeter sind noch frei. So steht es jedenfalls auf dem Bauschild, das Kröger in dieser Woche auf dem Gelände an den Gleisen aufstellen lassen will. Auf dem ist auch zu lesen, wer baut: eine Bahnhof Blumenthal GmbH. Der Rönnebecker Firmenchef hat sie mit seinem Sohn gegründet. Kröger sagt, dass die Gesellschaft nicht aufgelöst wird, sobald die Handwerker von der Baustelle abgerückt sind. Ihm zufolge soll das Büro- und Geschäftshaus im Besitz der Familie bleiben.
Die Baubehörde verspricht sich viel von Krögers Konzept. Für sie wird dadurch nicht bloß das historische Bahnhofsgebäude gesichert, sondern auch die Eingangssituation Blumenthals neu gestaltet – und der Stadtteil darüber hinaus funktional gestärkt, wenn sich Firmen öffentlichkeitswirksam niederlassen. Dem veränderten Entwurf haben bereits das Bauamt und Senatsbaudirektorin Iris Reuther zugestimmt. Am Donnerstag sollen nun die Fraktionen der Deputation sagen, was sie von dem Bahnhofsprojekt halten. Sie stimmen darüber ab, ob der Plan so umgesetzt werden kann, wie ihn der Bauunternehmer vorgelegt hat. Oder ob es Änderungen geben soll.
Läuft alles glatt, will Kröger das baurechtliche Prozedere in den nächsten Monaten abgeschlossen haben, um so schnell wie möglich mit den Arbeiten beginnen zu können. Nach seinem Zeitplan sollen das Café im alten Bahnhof und das neue Büro- und Geschäftshaus im kommenden Jahr eröffnet werden. Der Entwurf sieht einen Flachdachbau mit Klinkerfassade und Fensterfront im Parterre vor. Auf den Flächen davor sind auf der einen Seite 25 Parkplätze geplant, auf der anderen mehrere Stellflächen für Fahrräder sowie ein Außenbereich des Cafés. Laut Kröger beläuft sich das Investitionsvolumen auf 4,5 Millionen Euro.