Federboas, Stöckelschuhe und nackte Hintern: Beim diesjährigen Christopher Street Day gab es in Hamburg wieder ganz schön was zum Gucken. Laut Polizei nahmen rund 200.000 Menschen an der Parade von St. Georg bis zum Jungfernstieg teil, mit der die LGBTQ+-Szene und ihre Unterstützer alljährlich für mehr Rechte und Gleichberechtigung demonstrieren.
Gegen 12 Uhr mittags wurde es heiß an der Langen Reihe. Nicht nur, weil die Sonne warm vom wolkenlosen Himmel herab schien. Sondern vor allem, weil sich dort die schrillste Szene der Stadt und tausende Unterstützer versammelten.
CSD 2019 in Hamburg: Um 13.24 Uhr stand ein Truck in Flammen.Lessen den Bericht weiter unten hier!
Mittendrin: Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher
Umso mehr freuten sich die beiden, dass nicht nur Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sich unter die Menge mischte, sondern auch die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), deren Partei weiter hinten mit einem eigenen Wagen von insgesamt 25 Trucks präsent war.
Das diesjährige Motto: „Grundsätzlich gleich – für eine bessere Verfassung“
„Es ist gut, dass hier so viele politische Gruppen dabei sind, denn die Politiker sind gefordert, etwas zu verändern“, so Jörg Schmidt. In eine ähnliche Richtung war in diesem Jahr auch das Motto des CSD formuliert: „Grundsätzlich gleich – für eine bessere Verfassung“. Dabei ging es den Veranstaltern vor allem um die Forderung, die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität in das Diskriminierungsverbot (Art. 3) im Grundgesetz aufzunehmen.
Anwohner und Passanten feierten mit den Teilnehmern, winkten und freuten sich über die ausgelassene Stimmung und fetzige Musik. Nur ein Rentner aus Kirchsteinbeck, der vor der Kneipe „Frau Möller“ in der Langen Reihe ein Bier zu sich nahm, guckte irritiert. „Das ist nicht meine Welt“, stellte er verbittert fest. „Ist das jetzt eine Mode-Erscheinung, dass so viele schwul sind? Da kann ich nur sagen: armes Deutschland.“
Mit seinen glitzernden Lippen und den aufgeklebten Wimpern kann Travestie-Künstler Lee Jackson bei solchen Aussagen nur eins feststellen: „Es muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.“
Bei Hamburgs CSD Truck steht in Flammen, Parade unterbrochen
Der CSD ist für seine Stimmung, für seine Euphorie bekannt – am Sonnabend ist es zu einem dramatischen Zwischenfall gekommen. Einer der Paradewagen stand plötzlich in Flammen!
Die CSD-Parade befand sich gegen 13.30 Uhr gerade auf der Langen Reihe, als der Truck von der Gruppe „Queer Refugees Support“ plötzlich auf Höhe des Carl-von-Ossietzky-Platz in Flammen stand. MOPO-Reporter vor berichten von turbulenten Szenen. Gewerbetreibende aus den anliegenden Geschäften hätten noch versucht, mit Feuerlöschern den Brand zu bekämpfen, jedoch vergebens.
Dichter, stinkender Rauch zieht durch St. Georg
Flammen schlugen aus dem Truck, dichter schwarzer Rauch zog durch St. Georg, dazu beißender Gestank. Zum Teil panisch wichen die CSD-Teilnehmer von dem Fahrzeug zurück. In dem Gedränge brachen Menschen vor Panik in Tränen aus, die fröhliche Stimmung war mit einem Schlag dahin.
Wegen der Menschenmassen schaffte es auch die Feuerwehr nur mit Mühe, zum Truck vorzudringen. Vier Feuerwehrfahrzeuge sind inzwischen vor Ort, um den Brand zu löschen. Es gebe vier Leichtverletzte, sagte Veranstalter Stefan Mielchen. Sie seien mit Verdacht auf Rauchgasvergiftungen ins Krankenhaus gebracht worden.
Parade wurde zwischenzeitlich unterbrochen
Nach Angaben der Polizei wurde die Parade unterbrochen, die Beamten sicherten das Areal rund um den brennenden Wagen. Zwischenzeitlich war unklar, ob die Parade fortgesetzt wird. „Ich weiß noch nicht, wie es jetzt weiter geht. Wir müssen darauf warten, was die Polizei sagt“, heißt es vom Veranstalter.
Gegen 14.30 Uhr setzte sich die Parade dann aber doch wieder in Bewegung. Weiter hinten hatten die Teilnehmer nichts von dem Unglück mitbekommen und weiterhin gefeiert.