Handelskammer kritisiert neuen Haltepunkt für den Technologiepark

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Seit Donnerstag ist klar, wo Züge künftig auf der Strecke Bremen-Hamburg am Technologiepark halten sollen. Das Ergebnis stößt auf ein geteiltes Echo: von Unverständnis bis hin zu Wut.

Der Metronom auf der Strecke Bremen-Hamburg: Das Verkehrsressort will einen neuen Haltepunkt an der Achterstraße einrichten. Diese Wahl freut nicht alle. (Petra Stubbe)

Die Handelskammer Bremen spricht sich gegen die Achterstraße als Haltepunkt für Züge am Technologiepark aus. Diese Entscheidung gehe komplett am Ziel vorbei, die Anbindung von Universität und Technologiepark grundlegend voranzubringen und „an den Entwicklungschancen und Mobilitätsbedarfen des größten Wissenschafts- und Technologiestandorts in Nordwestdeutschland“, heißt es in der Mitteilung der Handelskammer.
Am vergangenen Donnerstag hatte Maike Schaefer (Grüne), Senatorin für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität, bekanntgegeben, dass Züge auf der Strecke Bremen-Hamburg an der Achterstraße halten sollen. Die Handelskammer ist jedoch vom Potenzial des Standorts Otto-Hahn-Allee überzeugt und damit auf der Linie der hiesigen Interessenvertretung Technologieparkverein: Nur dort verbessere ein Bahnhof die Mobilität für Tausende Studenten und Beschäftigte – zumal mit der erhofften Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 über den Haltepunkt bis zur Uni.
Das Verkehrsressort hat sich aber unter anderem wegen der Nähe zu Wohngebieten für die Achterstraße entschieden. Und weil Kleingärten damit verschont bleiben. Das wäre an der Otto-Hahn-Allee anders gewesen: Unweit der Gleise befinden sich dort Parzellen, die von einem neuen Halt und insbesondere einer Verlängerung der Linie 8 betroffen gewesen wären. Der Ausbau der 8 sei zudem nicht zu unterschätzen, sagt der Sprecher der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) Andreas Holling: „Es gibt weder eine Finanzierung noch eine Planung.“ Die BSAG könne die Entscheidung für die Achterstraße nachvollziehen – gerade mit Blick auf die Wohngebiete und die vom Ressort vorausgesagte schnellere und einfachere Umsetzung. In der Achterstraße gebe es zudem schon eine Anbindung an Bus und Bahn.
Das Wirtschaftsressort sieht, wie die BSAG, bei beiden Standorten Vor- und Nachteile. Doch in jedem Fall sei die Reisezeit für die Studenten und Beschäftigte kürzer, teilt Sprecher Kai Stührenberg mit. „Wir haben als Wirtschaftsressort ein hohes Interesse daran, dass der Bahnhaltepunkt möglichst schnell realisiert werden kann.“ Da scheine die Achterstraße definitiv vorne zu liegen. Ist damit aber die Option vergeben, dass der Technologiepark weiter wächst, was mancher sich von der Variante Otto-Hahn-Allee versprach? Stührenberg weist auf die sogenannte „Horner-Spange“ in der Nähe hin: Diese Fläche sehe perspektivisch eine gemischte Nutzung vor und werde im Gewerbeentwicklungsplan als Fläche für den Technologiepark einbezogen.

Kleingärtner vor Ort dürften erleichtert sein

Vor allem die Kleingärtner vor Ort dürfte die Entscheidung für die Achterstraße erleichtern: Der Landesverband der Gartenfreunde Bremen hielt wegen des damit einhergehenden Verlusts von Kleingärten gegen die Otto-Hahn-Allee. Ganz anders der Vorsitzende der Bremer Jusos Sebastian Schmugler. „Das ist die verkehrsplanerisch dümmste Entscheidung!“, schrieb er bei Twitter, als das Urteil Achterstraße gefallen war. Und an Senatorin Schaefer und die Bremer Grünen gerichtet: „Ihr habt mal wieder einen Schritt hin zur Verkehrswende blockiert – welch Ironie!“
Später erklärte Schmugler, er hab mit seinem Beitrag nicht Schaefer persönlich angreifen wollen, sei dieser Eindruck entstanden, entschuldige er sich dafür ausdrücklich. Allerdings wich er von seiner Kritik nicht ab. Die oft überfüllt Straßenbahnlinie 6 müsse dringend durch eine Verlängerung der Linie 8 entlastet werden. Die anzugehen sei nun mit der Achterstraße erheblicher schwerer.

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