Sechs Jahre haben die Diskussionen über einen neuen Standort für den Bremer ZOB gedauert. Jetzt gehen die Bauarbeiten voran. In zwei Jahren sollen der ZOB, ein Hotel und ein Parkhaus fertig sein.
Die alten Schuppen sind abgerissen, und eine Baugrube gibt es auch schon, doch wie das so ist bei großen Bauprojekten: Ein erster offizieller Spatenstich muss sein. Am Freitag war es für den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) soweit. Das Fernbusterminal wird in der Nähe des Hauptbahnhofs gebaut, auf einem Grundstück hinter dem Überseemuseum. Zusätzlich entstehen auf der Fläche ein elfgeschossiges Gebäude mit Hotel und Büroflächen und ein Parkhaus. Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) bezeichnete das Projekt bei der Zeremonie unterm Baukran als „überfällig“. Sie meint damit insbesondere den ZOB. „Der Zustand am alten Standort ist unbefriedigend, es war absolut dringend, daran etwas zu verändern.“
Seit sechs Jahren wird in Bremen über einen neuen ZOB diskutiert. Bislang halten die Fernbusse am Breitenweg. Dort ist die Situation unmittelbar an einer viel befahrenen Straße prekär. Die Reisenden müssen bei Wind und Wetter auf die Busse warten. Außerdem fehlen sanitäre Anlagen. Immer wieder wurde vom Senat Abhilfe versprochen. Im Gespräch war auch, den ZOB am Flughafen zu bauen. Als es dann doch der Standort am Bahnhof sein sollte, zogen sich die Verhandlungen mit dem Grundstückseigentümer hin, bis endlich eine Einigung da war. Nun wird es aber schnell gehen, wenn der Zeitplan hält. In zwei Jahren sollen sämtliche Arbeiten an den beiden Gebäuden und dem Fernbusterminal abgeschlossen sein.
„Das wird für Bremen eine schöne Visitenkarte“
„Ja, es war eine lange Reise bis hierher, mit viel Reibung zwischendurch“, sagte Hanno Buhlmann. Er ist mit seinem Bremer Unternehmen Buhlmann-Immobilien der Investor für das Haus mit Hotel und Büros und für das Parkhaus. Für den ZOB ist die Stadt zuständig, sie hat das entsprechende Grundstück von Buhlmann erworben. „Das wird für Bremen eine schöne Visitenkarte“, glaubt der Unternehmer. Die Planung des Gesamtprojekts hat das Büro Knerer und Lang aus Dresden übernommen. Vorangegangen war ein Architekturwettbewerb, an dem zehn Büros teilgenommen hatten.
Maike Schaefer freute sich beim ersten Spatenstich nicht nur über den künftigen ZOB, sie hob genauso das Hotel und die Hochgarage hervor: „Menschen, die mit dem Zug ankommen, können ihr Zimmer praktischerweise direkt am Bahnhof nehmen.“ Möglich ist das heute bereits in den beiden Hotels im City Gate. Das Parkhaus mit seinen 500 Stellplätzen sei wichtig, um Findorff zu entlasten, betonte die Senatorin. Messebesucher und Gäste, die zum Freimarkt oder zur Osterwiese wollen, stellen ihre Autos gerne in den engen Straßen der Wohnquartiere ab. Und mit den Büros, so Schaefer, bekomme der Standort mehr Frequenz: „Wer hier arbeitet, geht auch einkaufen oder etwas essen.“ Andreas Heyer, Chef der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB), sprach von einem Impulsprojekt, das die Gunst der Lage am Bahnhof deutlich mache. Jens Lütjen, der die Verhandlungen eng begleitet hat, betonte, dass es für die Qualität des Projekts spreche, wenn es trotz der Corona-Krise in Angriff genommen werde. Lütjen ist Chef beim Immobilienunternehmen Robert C. Spies.
90 Busse pro Tag
Für den ZOB sind elf Haltebuchten geplant. 90 Busse sollen künftig pro Tag am neuen Terminal halten und Bremen via Fernbus mit Deutschland und Europa verbinden. Die Fläche wird überdacht, eine filigrane Konstruktion, die wie schwebend wirkt. Im direkt angrenzenden Parkhaus sind die Toiletten untergebracht. Dort wird es auch einen Fahrkartenschalter und einen Kiosk geben.
Das Hotel wird 126 Zimmer haben, die sich auf sieben Stockwerke verteilen. Hinzu kommt das zweigeschossige Foyer mit Bar und Empfang. Pächter ist die Meininger Hotelgruppe. Sie betreibt 29 Hotels in Europa, 13 davon in Deutschland. Zum Konzept gehört, dass auch Mehrbettzimmer für bis zu vier Personen angeboten werden. In den oberen drei Geschossen der 42 Meter hohen Immobilie entstehen Büroflächen mit einer Gesamtmietfläche von etwa 1350 Quadratmetern. Die Büroetagen werden über einen eigenen Eingang verfügen, der unabhängig vom Hotel ist.