Seit mehreren Wochen hatten Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Bremen-Vegesack vor einem möglichen Ausbruch des Coronavirus in der Einrichtung gewarnt. Nachdem mittlerweile alle Bewohner getestet wurden, ist klar: 120 Infektionen gibt es mittlerweile in der Einrichtung. Die meisten davon ohne jegliche Symptome.
Nachdem es erste Corona-Fälle in der Unterkunft an der Lindenstraße gegeben hatte, testete die Behörde alle 374 verbliebenen Bewohner sowie das Personal – ganz gleich, ob diese Symptome zeigten oder nicht. Das Ergebnis: 120 Infektionen wurden bestätigt. Die meisten Personen zeigten keine Symptome. Das gab Sozialsenatorin Anja Stahmann am 23. April bekannt.
Viele Bewohner bereits umquartiert
Um die Erstaufnahmeeinrichtung zu entlasten, wurden in den vergangenen Wochen bereits rund 250 Geflüchtete umquartiert. Darunter vor allem diejenigen, die aufgrund ihres Alters oder Vorerkrankungen besonders gefährdet sind. In der zentralen Aufnahmestelle sind die erkrankten Geflüchteten von den übrigen Bewohnern getrennt worden, sagte Stahmann. “Wir haben einen Quarantäneflur.” Dabei seien die Mitarbeiter im engen Austausch mit der Gesundheitsbehörde, das ebenfalls Personal vor Ort habe.
Weiter Verbesserungen in Planung
Neben der Umquartierung seien auch ganz allgemeine Verbesserungen in der Einrichtung geplant, so die Senatorin. So solle beispielsweise die derzeitige Lüftungsanlage zu einer Klimaanlage ausgebaut werden. Auch das WLAN-Netz solle mit einer unabhängigen zweiten Leitung ausgebaut werden. Hinzukommen soll auch das Angebot einer psychologischen Erstberatung. „Kritik, wo sie sachlich vorgetragen wird und inhaltlich begründet ist, nehme ich sehr ernst“, sagte die Senatorin. Die Gespräche vor Ort hätten gezeigt, „dass wir an vielen Stellen Verbesserungen vornehmen können, die sich unmittelbar positiv auswirken auf die Lebenssituation und das Sicherheitsgefühl der Bewohnerinnen und Bewohner.“ Von den Maßnahmen insgesamt verspreche sie sich die Rückkehr zu Ruhe in der Erstaufnahmeeinrichtung und einen Rückgang der derzeitigen Verunsicherung.
Ausbau weiterer Zimmer
Mittelfristig verfolge sie zudem das Ziel, die Kabinen im Notunterkunft-Flügel – sie bestehen aus nach oben offenen Leichtbauwänden – zu regulären Zimmern auszubauen, wie es Standard ist in dem zweiten bewohnten Gebäudeflügel. „Rechtlich ist das mit einer Nutzungsänderung verbunden, die entsprechende Voranfrage ist eingeleitet“, sagte sie. Der Umbau könne allerdings erst mit dem Ende der Pandemie stattfinden. Der Grund liege in der technischen Versorgungsinfrastruktur des Gebäudes: „Wir können nicht etagenweise vorgehen, sondern müssen den ganzen Flügel in einem Zug umbauen. Derzeit wird aber die gesamte Kapazität benötigt, weil wir jeden einzelnen Raum weniger dicht belegen wollen.“
Bild: Senatorin Stahmann (Mitte) lässt sich von Mitarbeiterinnen der Erstaufnahmeeinrichtung die aktuelle Lage schildern. Bildquelle: Pressereferat Soziales.