
Nach bundesweiten Ermittlungen der Polizei Münster wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern sind elf Tatverdächtige festgenommen worden, einer davon in der Nähe von Kassel. Es seien mehrere Haftbefehle erlassen worden, sagte Polizeipräsident Rainer Furth in Münster.
Die Polizei Münster hat drei Kinder als Opfer identifiziert. Sie seien 5, 10 und 12 Jahre alt, teilten die Ermittler in Münster mit. Elf Tatverdächtige wurden festgenommen, gegen sieben Beschuldigte wurde Untersuchungshaft angeordnet. Es handele sich um sechs Männer und eine Frau. Der Hauptbeschuldigte sei ein 27-Jähriger aus Münster. Außerdem handele es sich um dessen Mutter aus Münster sowie um Männer aus Staufenberg, Hannover, Schorfheide, Kassel und Köln.
Nordrhein-Westfalen war seit Anfang 2019 wegen mehrerer Fälle von schwerem sexuellem Missbrauch von Kindern in die Schlagzeilen geraten. Einer der missbrauchten Jungen komme aus Staufenberg bei Gießen, teilten die Ermittler mit.
Mann aus Kassel soll eigenen Neffen missbraucht haben
Der Tatverdächtige aus Kassel stehe im Verdacht, seinen eigenen Neffen missbraucht zu haben, sagte Kriminalhauptkommissar Joachim Poll. Der 10-jährige Junge sei in der Wohnung seines Onkels missbraucht worden.
Auf einem Campingplatz in Lügde im Kreis Lippe hatten mehrere Männer Kinder hundertfach über Jahre schwer sexuell missbraucht. Ermittlungen zu einem bundesweiten Kinderpornografie-Tauschring hatten im Oktober 2019 in Bergisch Gladbach bei Köln begonnen und erstrecken sich mittlerweile auf sämtliche Bundesländer. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte nach dem Fall Lügde das Thema Kindesmissbrauch zur Chefsache erklärt und die Arbeit der Ermittlungsbehörden in diesem Bereich verstärkt.
Hauptverdächtiger ist IT-Techniker
Der Hauptverdächtige in dem neuen schweren Kindesmissbrauchsfall in Münster handelt es sich um einen 27 Jahre alten IT-Techniker. Die Ermittler hätten große Mengen an Datenträgern gefunden, die hochprofessionell verschlüsselt worden seien, sagte Kriminalhauptkommissar Joachim Poll in Münster. Den Ermittlern sei es bis heute nicht gelungen, alle Daten zu entschlüsseln. Poll sprach von aufwendigen, kniffligen und mit viel Technik verbundenen Ermittlungen. Der 27-Jährige aus Münster sei in einem landwirtschaftlichen Betrieb im Kreis Coesfeld für die IT-Technik tätig gewesen.