Bremen – Kurze Transportwege, Nähe zwischen Verbrauchern und Produzenten, Transparenz in der Herstellung – regionale Produkte gelten als Top-Trend in der Lebensmittelbranche. Vor diesem Hintergrund belebt das Deutsche Milchkontor (DMK) eine klassische Regionalmarke neu: „Bremerland“ ist wieder da. Mit zwei Milchsorten kehrt die Marke im April in Bremen und „umzu“ in die Kühlregale zurück. Das hat das Unternehmen am Donnerstagabend im Oberneulander „Grand Central“ bekanntgegeben.
Erinnerungen und Lokalkolorit – „,Bremerland‘ ist eine starke Marke“, sagt Oliver Bartelt, Kommunikationschef des Deutschen Milchkontors. Offenbar haben die Verbraucher sie nicht vergessen. Dabei hat es 14 Jahre lang überhaupt keine „Bremerland“-Produkte mehr gegeben. Die Marke war im Zuge der Fusionen rund um die damalige Nordmilch AG verschwunden, als man sich auf Marken wie „Milram“ konzentrierte. Zudem beherrschten damals andere Trends den Lebensmittelmarkt, Regionalität war noch nicht so stark gefragt wie heute. Doch die Zeiten haben sich geändert. Zunächst setzten sich Bremer Landwirte für die Einführung einer „echten Bremer Milch“ ein. Die Idee war, gemeinschaftlich ein regionales Produkt zu schaffen, ohne dafür als Hof selbst in die Direktvermarktung einsteigen zu müssen.
Eineinhalb Jahre lang hat die DMK-Gruppe das „Bremerland“-Comeback dann vorbereitet. So ein Unternehmen überlässt nichts dem Zufall und handelt – trotz aller Marken-Emotionen – nicht einfach aus dem Gefühl heraus. Das „Profiel-Institut für identitätsbasierte Markenführung“ mit Professor Christoph Burmann (Uni Bremen, Lehrstuhl für innovatives Markenmanagement und Marketing) bekam den Auftrag für eine „Potenzialanalyse“. 510 Befragte gab es in den Postleitzahlbereichen 26, 27 und 28 – das Ergebnis fasst DMK-Sprecher Bartelt so zusammen: „Die Verbundenheit mit lokalen Produkten ist hier viel stärker als andernorts. Die Leute hängen außergewöhnlich stark an dem, was hier passiert.“ Das Marktpotenzial für die „Bremerland“-Milch wird auf eineinhalb Millionen Liter jährlich beziffert.
„Bremerland“: Zunächst kehren zwei Produkte zurück
„Bremerland“ kehrt zunächst einmal mit zwei Produkten zurück – nämlich als frische Vollmilch mit 3,7 Prozent Fett und als frische fettarme Milch mit 1,5 Prozent. Frische Milch, das ist ein Markt, den in der Region zuletzt Anbieter wie die Bio-Hofmolkerei Dehlwes (Lilienthal) erobert haben. Vor allem, seit größere Produzenten vor ein paar Jahren damit begannen, nur noch „länger haltbare“ Milch ins Regal zu stellen. Die schmeckt vielen Verbrauchern nicht.
Die Marke „Bremerland“ feiert ihr Comeback nun eben auch mit echter Frischmilch. Sie ist zwölf Tage haltbar. Während „länger haltbare“ Milch für drei Sekunden auf 120 Grad erhitzt wird, geht die „Bremerland“-Milch in der Produktion nur auf 77 Grad. So bleibt der richtige Milchgeschmack erhalten. Die Höfe, von denen die „Bremerland“-Milch kommt, liegen in Oberneuland, Borgfeld sowie im Blockland – Bremen pur. 15 Landwirte liefern die Milch, die Jörgen Hemme in der Wedemark bei Hannover verarbeitet. Dadurch will das DMK ein versehentliches Vermischen mit Milch anderer Herkunft verhindern.
Leicht modifizierter „Bremerland“-Schriftzug auf Milchbeuteln
Verkauft wird die Milch in Plastikbeuteln. Die Verpackung zeigt eine markante Kuh und einen nur leicht modifizierten „Bremerland“-Schriftzug. Der standfeste Beutel fällt im Kühlregal sofort auf, weil er sich von allen anderen Milchverpackungen unterscheidet. Aber Plastik? Der Milchbeutel bestehe zu 35 Prozent aus natürlicher Kreide (Calciumcarbonat), so Bartelt. „Verbunden mit recycelbarem Kunststoff entsteht daraus eine sehr leichte Verpackung“, heißt es. In der Gelben Tonne nehme der zusammengefaltete Beutel viel weniger Platz weg als ein „Tetra-Pak“-Karton.
Bleibt nur die Frage, ob nach der Milch auch der stichfeste „Bremerland“-Nussjoghurt von früher zurückkehrt. DMK-Sprecher Bartelt lacht, diese Frage hat er zuletzt häufiger gehört. Die Antwort lautet: „Abwarten, gucken, wie die Milch ankommt.“ Komme sie gut an, dann sei alles denkbar.