Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus’ verschärfen die Niederlande ihre Maßnahmen. Nicht nur die Schulen und Kitas werden geschlossen.
Zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben die Niederlande am Sonntag die Schließung von Schulen und Kitas angeordnet. Auch Gaststätten müssen demnach schließen. Die Anordnung gelte zunächst bis zum 6. April, teilte die Regierung mit. Für Kinder von Mitarbeitern unverzichtbarer Bereiche, darunter die Gesundheits- und Hilfsdienste, werde eine Betreuung organisiert, kündigte Bildungsminister Arie Slob nach Angaben der niederländischen Nachrichtenagentur ANP an.
Die Anordnung zur Schließung von Gastronomie-Betrieben wurde noch am Sonntagabend wirksam. Ebenso mussten Sport- und Fitnessclubs, Saunen, Bordelle und sogenannte Coffee-Shops in denen Haschisch und andere leichte Drogen verkauft werden, umgehend schließen. Bis Sonntag wurden in den Niederlanden 1135 Infektionen mit neuen Coronavirus registriert. 20 Menschen seien bislang an den Folgen von Covid-19 gestorben, teilte das Gesundheitsamt am Sonntag mit – acht mehr als bis Samstag.
Bereits am Donnerstag hatte die Regierung von Ministerpräsident Mark Rutte drastische Maßnahmen beschlossen: Alle Personen mit Erkältungssymptomen (Niesen, Husten, Fieber) sollten fortan zu Hause bleiben sollen. Außerdem werden alle Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen abgesagt. Dies betrifft Universitäten, Hochschulen, Theater, Sportveranstaltungen oder Konzerte. Museen oder Kinos müssen schließen.
Mark Rutte: Die Niederlande sind ein Patient
„Das sind drastische Maßnahmen, aber diese Schritten müssen wir jetzt nehmen“, sagte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte am Donnerstag: „Die Niederlande sind ein Patient, der jetzt behandelt werden muss“, so Rutte. Gesundheitsminister Bruno Bruins betonte: „Wir raten allen Niederländern dazu, so viel wie möglich zu Hause zu arbeiten.“
Jaap van Dijssel, Direktor des Gesundheitsinstituts RIVM, erläuterte, dass mittlerweile deutlich über 1100 niederländischen Corona-Fälle ihren Ursprung im Ausland haben. Am stärksten ist die Provinz Brabant betroffen. Auch in Limburg häuften sich die Fälle. Hier gehe man davon aus, dass sich die Auswirkungen aus dem deutschen Kreis Heinsberg bemerkbar machen.
Coronavirus: Niederländische Senat setzt Sitzungen aus
Zudem kündigte der niederländische Senat an, in den kommenden Wochen keine Sitzungen abzuhalten. Die Sitzungen am 17. und 24. März fänden nicht statt, teilte die obere Parlamentskammer am Donnerstag mit. Dies gelte sowohl für Plenarsitzungen als auch für die Ausschüsse, hieß es weiter.
Mit den Maßnahmen wolle der Senat dazu beitragen, die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, hieß es. Die Parlamentskammer, die immer dienstags im Plenum zusammenkommt, kündigte zudem an, ihren Mitarbeitern nach Möglichkeit zu ermöglichen, von zu Hause aus zu arbeiten.
Niederlande: Coronavirus-Fälle lassen sich nicht mehr rückverfolgen
Mittlerweile ist beim Coronavirus laut dem RIVM so, dass man nicht mehr alle Fälle bis ins Detail rückverfolgen könne. „Wir haben die Kontrolle über die Eindämmung des Virus verloren. Wir können nicht mehr in allen Fällen nachvollziehen, wo sich die Quelle befindet“, sagte van Dijssel.
Die Grenzen zu den Nachbarländern Belgien und Deutschland sollen vorerst offen bleiben. Allerdings denke man auch über Einschränkungen des Reiseverkehrs nach, so Rutte am Donnerstag. Hierzu werde es womöglich in den nächsten Tagen weitere Beschlüsse geben. Menschen, die geschwächt sind, sollten zudem die Öffentlichkeit meiden: nicht ins Restaurant gehen, nicht einkaufen, Kontakte zu anderen Menschen meiden.
Niederländische KLM streicht bis zu 2000 Stellen
Der Coronavirus betrifft auch die Wirtschaft in den Niederlanden: Die Fluggesellschaft KLM streicht wegen der Coronavirus-Krise bis zu 2000 Stellen. KLM-Chef Pieter Elbers kündigte am Freitag zudem Kurzarbeit für die rund 33.000 Angestellten und andere Sparmaßnahmen an, um die finanziellen Folgen der Coronavirus-Pandemie abzumildern.
KLM, die seit 2004 zusammen mit Air France den französisch-niederländischen Luftfahrtkonzern Air France-KLM bildet, hatte bereits am Dienstag angekündigt, wegen der Coronavirus-Pandemie tausende Flüge zu streichen. Allein im März sollen 3600 Verbindungen wegfallen. Besonders betroffen sind Flüge nach China und Italien. (mit afp)