- Aktionsbündnis „Menschenrecht auf Wohnen“ rief zu Demo auf
- Demonstranten forderten mehr Geld für sozialen Wohnungsbau
- Abschlusskundgebung am Marktplatz
Bis zu 1.500 Menschen haben in der Bremer Innenstadt gegen steigende Mieten demonstriert. Gegen 11 Uhr versammelten sich nach Schätzungen der Polizei 400 Menschen am Hauptbahnhof. Als der Demonstrationszug mit lauter Musik durch die Stadt zog, kamen mehr und mehr Demonstranten dazu – in der Spitze waren es nach Polizeiangaben 1.500. Zu der Demonstration unter dem Motto: „Die Stadt muss allen gehören“ hatten das Diakonische Werk Bremen, Gewerkschaften und das Aktionsbündnis Menschenrecht auf Wohnen aufgerufen.
Die Organisatoren bemängeln einen rasanten Anstieg der Mietpreise in der Hansestadt: Die Mietpreisbremse wirke nicht. „Die Not, bezahlbaren Wohnraum zu finden, hat inzwischen längst die Mitte der Gesellschaft erreicht“, sagte der Landespastor für Diakonie, Manfred Meyer, bei der Kundgebung auf dem Marktplatz. „Nicht nur Obdachlose, Rentner, Erwerblose, beeinträchtigte Menschen oder Geringverdiener, sondern auch Haushalte mit mittleren Einkommen sind von der Entwicklung der letzten Jahre betroffen.“ Jeder vierte Haushalt in Bremen und Bremerhaven müsse 40 Prozent und mehr des Nettoeinkommens für Miete aufwenden.
Gegen 13 Uhr begann die Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz, direkt vor der Bremischen Bürgerschaft. Der Mitinitiator der Demonstration, Joachim Barloschky, beklagte, dass Bremerinnen und Bremer besonders viel von ihrem Einkommen für die Miete ausgeben müssten, weil das Gehalt oft klein sei. Er sprach von einem Mieten-Wahnsinn, der für viele mittlerweile existenzbedrohend sei.
Kritik am Senat – 50.000 bezahlbare Wohnungen würden fehlen
Die Organisatoren werfen dem Bremer Senat eine verfehlte Wohnungsbaupolitik vor. Nach ihrer Ansicht fehlen mehr als 50.000 bezahlbare Wohnungen, vor allem für Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger. Viele drohten deswegen in die Obdachlosigkeit abzustürzen.
Ein Grund für den Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist nach Ansicht des Bündnisses der Rückzug des Landes Bremen aus dem sozialen Wohnungsbau. Vor 40 Jahren habe es noch gut 90.000 Sozialwohnungen im Land Bremen gegeben, heute seien es nur noch 8.300. Das Bündnis fordert den Senat deswegen auf, sich wieder mehr in der Wohnungsbaupolitik zu engagieren. Ihm gehören Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Gewerkschaften, Organisationen, Vereine und verschiedene Initiativen an. Gegen 14 Uhr wurde die Veranstaltung wie geplant beendet.
Der Protest verlief laut Polizei friedlich. Vereinzelt kam es zu Verkehrsbehinderungen im Straßenverkehr und im öffentlichen Nahverkehr.
Foto Buten & Binnen als Verknüpfung
Angriff auf Mann am Rande der Demonstration
Jedoch kam es parallel zu der Demonstration zu einem Vorfall in der Sögestraße. Dort wurde einem 47-Jährigen an einem Informationsstand einer Partei Kaffee ins Gesicht geschüttet, teilte die Polizei am Sonntag mit. Die Augen des Angegriffenen waren nach der Attacke gereizt. Eine Fahndung nach dem Täter verlief bisher erfolglos. Ob ein Zusammenhang zu der Demonstration besteht oder ob der Täter politisch motiviert war, ist zurzeit noch unklar. Die Polizei ermittelt.