Für das Klinikum Links der Weser gilt über Ostern ein teilweiser Aufnahme- und Verlegungsstopp. 32 Mitarbeiter waren über mehrere Wochen positiv auf Corona getestet worden. Wie andere Bremer Kliniken reagieren.
Für mehrere Bereiche im Klinikum Links der Weser (LDW) gilt ein Aufnahme- und Verlegungsstopp. Diese Notbremse haben die Gesundheitsbehörde und der Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) gezogen, nachdem 32 Mitarbeiter seit Mitte März positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
„Es handelt sich um ein Infektionsgeschehen, das sich über mehrere Wochen allmählich entwickelt hat. Die ersten Fälle sind in der elften Kalenderwoche aufgetreten, das Infektionsgeschehen setzt sich bis in die aktuelle Woche fort“, sagte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Der Aufnahmestopp soll zunächst bis Dienstag nach Ostern gelten. Davon ausgenommen seien die Schwerpunktbereiche des Krankenhauses: die Kardiologie, Geburtshilfe und Pädiatrie (Kinderheilkunde).
Die Klinik sei mit Bekanntwerden der ersten Infektionen aktiv geworden, bei allen Verdachtspersonen sei ein Abstrich vorgenommen und begründete Verdachtsfälle in häusliche Quarantäne geschickt worden. Probleme habe es allerdings bei den Meldungen aus der Klinik gegeben. Das Gesundheitsamt habe bei einem großen Teil der Fälle nicht die Möglichkeit gehabt, diese dem LDW zuzuordnen. Am Mittwochabend sei in einer Sitzung mit Mitarbeitern des Gesundheitsamts, der senatorischen Behörde, der Klinik sowie dem Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene der Gesundheit Nord über den partiellen Aufnahmestopp entschieden worden.
Test-Ergebnisse von Patienten stehen noch aus
Nach Angaben der Gesundheitsbehörde stehen noch Ergebnisse mehrerer Virustests im Zusammenhang mit dem Ausbruchsgeschehen aus: „Bei bis zu acht Patienten sowie Beschäftigten liegen begründete Vermutungen vor“, sagte Bernhard. Das Gesundheitsamt überprüfe mögliche weitere Infektionsketten.
Die mit dem Coronavirus infizierten Mitarbeiter hatten auf einzelnen Stationen der Kardiologie, der Geburtshilfe und der Inneren Medizin gearbeitet. Diese Stationen wurden laut der Senatorin leer gezogen, gereinigt und desinfiziert. Entlassene Patienten von diesen Stationen müssten eine 14-tägige Quarantäne einhalten. Dass in Kliniken Corona-Infektionen auftreten, könne nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Bernhard: „Wir kriegen kein vakuumdichtes Krankenhaus hin, aber es ist unerlässlich, dass Maßnahmen umgesetzt und eingehalten werden.“
Die Senatorin sagte am Rande der Pressekonferenz, dass es angesichts des prognostizierten Anstiegs von Corona-Patienten, die stationär behandelt werden müssten, auch in Bremen Überlegungen für ein sogenanntes Covid-19-Krankenhaus gibt. In anderen Städten existieren bereits solche Einheiten für Coronavirus-Patienten in eigenen und isolierten Gebäuden. „Die Frage ist, ob, wie und wo man das räumlich einrichten könnte, diese Überlegungen gibt es“, sagte Bernhard dem WESER-KURIER.
Lage in anderen Bremer Kliniken
Andere Kliniken in Bremen haben am Donnerstag auf den teilweisen Aufnahmestopp im LDW reagiert: „Das Schließen von medizinischen Bereichen eines Krankenhauses bedeutet für die umgebenden anderen Kliniken ein Mehr an Patienten und Notfällen. Es ist sehr wichtig, dass die Krankenhäuser untereinander schnell von einem Ausbruchsgeschehen wissen“, sagte die Sprecherin des Rotes Kreuz Krankenhauses (RKK), Dorothee Weihe. Als zweiter kardiologischer Standort sei das RKK etwa in der Lage, die kardiologische Betreuung bei Herzinfarkten in Bremen sicherzustellen. Die Klinik könne sofort tätig werden, um die Auswirkungen des Ausbruchs am LDW oder in anderen Klinik auf die Notfallversorgung in Bremen so gering wie möglich zu halten.
Das RKK berichtet von aktuell einem positiv getesteten Mitarbeiter; 23 weitere Beschäftigte und 20 Patienten seien umgehend als mögliche Kontaktpersonen getestet worden, mit negativem Ergebnis. Im Krankenhaus St. Joseph-Stift wurden nach Angaben von Geschäftsführer Torsten Jarchow verteilt über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen insgesamt acht von insgesamt 900 Beschäftigten positiv auf das neuartige Coronavirus getestet. Positiv getestete Mitarbeitende seien umgehend nach Hause geschickt worden. Nach 14-tägiger Quarantäne und 48 Stunden Symptomfreiheit werde verpflichtend ein weiterer Abstrich vorgenommen. Erst bei negativem Testergebnis dürften zuvor positiv getestete Mitarbeiter zurück in den Dienst. „Auch wurden alle Kontaktpersonen der mit dem Coronavirus infizierten Mitarbeitenden getestet und umgehend dem Gesundheitsamt gemeldet“, so Jarchow.
Das Diako in Gröpelingen meldet auf Nachfrage des WESER-KURIER: „Kein aktiver Mitarbeiter ist mit dem Virus infiziert. Wir haben bereits früh eine eigene Corona-Station, eine Corona-Intensivstation und eine Corona-Notaufnahme angelegt, um die mit Corona infizierten Patienten strikt von den anderen zu trennen“, sagte Diako-Sprecher Ingo Hartel. Das Krankenhaus verfüge zudem über ausreichend Schutzausrüstung. Seit dieser Woche seien alle Mitarbeiter gehalten, Mundschutz zu tragen – auch in der Verwaltung oder der Technik, wenn sie das Krankenhaus betreten. Auch bei Teambesprechungen gebe es eine Masken-Pflicht. Und: Ein Wachdienst eskortiere das verhängte Besuchsverbot.